In seiner Kindheit wollte er „Comiczeichner“ werden, da dies für ihn als Kind einer erzgebirgischen Arbeiterfamilie der einzige greifbare Beruf mit künstlerischem Inhalt war. Zum Abitur in Chemnitz, was für das Dorfkind schon nach dem Duft der weiten Welt roch, begann eine umfängliche Auseinandersetzung mit künstlerischen Ausdrucksformen. Über 10 Jahre geschah dies fast ausschließlich im Format der Postkarte. Mailart. Der Schnittpunkt zwischen Brieffreundschaften und dem Design eigener Motive.
Nach einer Zeit im Ausland und dem Studium an der Evangelischen Hochschule Dresden änderten sich die Formate. Jedoch die kleinteilige Struktur der Arbeiten blieb. Becher erarbeitete verschiedene Techniken und Formensprachen und bildete immer wieder aufs neue unkonventionelle Komglomerate zwischen ihnen. Die Not zur Tugend erheben war geraume Zeit Grundfeste seines Arbeitens, da es ihm unmöglich schien aus dem Leben gehoben – steril – klinisch rein – randhaltend und fleckenlos zu arbeiten. So entwickelte sich ein natürlich-organischer Stil. Diese organische Struktur zeichnet Bechers Arbeiten zum einen aus, da viele Bilder den zweidimensionalen Raum verlassen und visiohaptisch erfahrbar werden. Zum Anderen ist es die Wahl der Malmittel. Das Arbeiten an den Leinwänden ähnelt vielmals einem experimentellen Verstehensprozess chemischer und alltäglicher Produkte.
Neben verschiedensten Farbstoffen kommen Chemikalien, Vodka, Rotwein, Kaffee, Zeitungen und technische Zeichnungen zu Wort und lassen eben jene organischen, vertraut wirkenden Formen und Strukturen wachsen. Die scheinbare Vertrautheit kommt nicht allein durch die visuell verstehbare Ästhetik zum tragen, sondern sie entsteht weil man von den Bildern auf eine Reise mitgenommen wird. Eine Reise in die Schichten der Zeit. Die eigene Vergangenheit und zu einem mesoperspektivischen Betrachten des Hier und Jetzt und des Ichs.
Diese „Ästhetik der Melancholie“, wie Becher seine zentrale Motivik selbst umschreibt, hüllt die Bilder in ein nahbares Gewand, weil sich Kategorien der Bewertung auflösen und man sich in den Strukturen verlieren kann. Kein Duktus, keine geübte Hand, kein Zeichen menschgemachter Einwirkung soll auf den ersten Blick erkennbar sein. Eine Formensprache die den Anschein erweckt von selbst zu entstehen und zu wachsen. Eine Formensprache die gerade durch ihre Inkonsequenz den schmalen Grad zwischen maschinell geplant / gefertigtem und zufällig entstandenem zu gehen vermag. Eine Formensprache die einläd zum Dialog. Einem Dialog mit sich selbst.