_UNORTE_
Im Frühjahr 2018 habe ich gemeinsam mit einem Filmteam um den Berliner Filmemacher Johannes Plank ( http://johannesplank.com ) drei Tage in einem alten Uranbergwerk Gefilmt. Aus diesen Aufnahmen entstand zum Einen das Musikvideo OMR der Band WAELDER.
Zum Anderen eine mehrkanalige Installation für die Multimediale Bienale „#Pochen“. In der Gemeinschaftsarbeit zur Biennale standen verschiedene Videokanäle im Dialog zu einer Leinwandarbeit. Die Leinwandarbeit sollte einen bestimmten Moment visuell darstellen. Und zwar ging es um den Moment der uns ereilte als wir in diesem Bergwerk standen und die Karte auffalteten. Denn beim Blick auf die alten Karten wurde uns klar, dass es theoretisch möglich wäre von Dorf zu Dorf zu Dorf laufen, klettern, Bootfahren zu können ohne einmal nur die Sonne zusehen. Diese unendliche Weite in der unendlichen Enge darzustellen, war das erste Motiv für UNORTE. Während der Arbeit an diesem Bild ist mir das Thema Bergbau an sich so weiträumig aufgegangen und diese Erkenntnisse haben wiederum direkten Eingang in die Arbeit gefunden die viele Wochen angedauert hat. Ich hatte verschiedenste Bergbaukarten von mittelalterlichen Tuschezeichnungen bis zu neuzeitlichen 3D-animiertenRissen vorliegen. Daraus entstand die grundsätzliche Idee zur inhaltlichen Darstellung von UNORTE. Der Anspruch lag darin ein Bergbaukartennarrativ zu erfinden, welches für jede_n verstehbar ist, unabhängig davon ob man schonmal eine Karte in der Hand hatte oder nicht. Allerdings sollte die im Thema enthaltene Mystik natürlich nicht ganz verloren gehen. So wie ein Bergbau in verschiedene Ebenen (Solen) unterteilt ist, so verstand ich, ist auch das übergeordnete Thema Bergbau und all seine Konnotationen in verschiedene Ebenen unterteilbar. So hat Bergbau immer auch eine starke kulturstiftende Komponente. Das Vorhandensein von Montanindustrie schlägt sich immer auch in Gesängen, Tänzen, Sprache, Uniformen, etc., oder kurz gesagt in einer Kultur nieder. Diese Kultur des Bergbaus zieht sich in Familiengeschichten, in Orts- und Stadtgeschichten und in Selbstverständnisse. Ebenso hat Bergbau auch immer eine Art magische Komponente. Ganz besonders in der Geschichte der Wismut im Erzgebirge, wo das Uran gefördert wurde, welches im kalten Krieg direkt das Gefüge der Mächte der Welt verändern sollte UND auch hat. Tiefer in die tatsächlichen Umsetzung dieser Themen schauend fällt ein immer währenden Widerstreit zwischen Technik und Natur, Entwicklung, Fortschritt und Verfall, Helligkeit und Dunkelheit auf. Und letztlich ist zu sagen, dass diese Serie die Frage stellt, warum Gebiete die, bezogen auf den Reichtum an Bodenschätzen, wirtschaftlich und kulturell wichtige Positionen im globalen Wettstreit innehaben könnten – am Ende meist strukturschwach, überdurchschnittlich von existenziellen Nöten bedroht sind und auch psychische Erkrankungen auffallend überproportional in der lokalen Bevölkerung auftreten. Im Hinblick auf die aktuelle politische Situation zum Thema Flucht in vielen Europäischen Städten fällt auf, dass diese Frage trotz ihrer zeitenüberdauernden Relevanz eine ganz aktuelle ist.UNORTE